Eine Kar­di­nal­tu­gend (latei­nisch car­do = “Dreh- und Angel­punkt) wird auch Pri­mär­tu­gend genannt. Ambro­si­us von Mai­land (339 bis 397) ver­wen­de­te den Begriff erst­mals als “vir­tu­es car­di­na­les”. Tho­mas von Aquin (1225 bis 1274) deu­te­te sie bild­lich als “Angel” (Tür­an­gel), an denen alle ande­ren Tugen­den anhän­gen. Im heu­ti­gen Kon­text kann eine Pri­mär­tu­gend auch als Grund­wert bezeich­net wer­den, denn Tugen­den stel­len zumeist Wert­vor­stel­lun­gen dar. Die Sum­me der Kar­di­nal­tu­gen­den der jewei­li­gen Epo­che stel­len wie­der­um Wer­te­sy­ste­me dar. [1]

Als Kar­di­nal­tu­gen­den bezeich­net man seit der Anti­ke eine Grup­pe von vier Grund­tu­gen­den. Die­se waren anfangs nicht bei allen Autoren die­sel­ben. Eine Vie­rer­grup­pe ist bereits im Grie­chen­land des 5. Jahr­hun­derts v. Chr. belegt und war wohl schon frü­her bekannt. [2] Das Vier­ge­spann: Klug­heit — Gerech­tig­keit — Tap­fer­keit — Maß, so auch der Buch­ti­tel von Josef Pie­per [3]  möch­te ich mit den Tugen­den der Weis­heit und dem Mut ergän­zen, sowie die Weis­heit von der Klug­heit und den Mut von der Tap­fer­keit abgrenzen.

[1] Zit. https://www.wertesysteme.de/werte-glossar/tugend 
[2] Zit. https://de.wikipedia.org/wiki/Kardinaltugend
[3] Vgl. Josef Pie­per (* 4. Mai 1904; † 6. Novem­ber 1997) deut­scher christ­li­cher Phi­lo­soph des 20. Jahrhunderts.
Das Vier­spann: Klug­heit — Gerech­tig­keit — Tap­fer­keit ‑Maß, Kösel Ver­lag KG, Mün­chen 1964